Gedichte

Meine Kunst

 

Immer hab ich dran geglaubt,

dass mit all der wunden Gunst

meine Kunst

niemals verstaubt

Hell strömt Blut durch ihre Adern

hell erklingt die Melodie

welche singt

ich werde nie

spröd und öd verblöden.

Ihrer Töne wilde Sphären

wollen ständig Neues mehren

Doch was ist es für Gewebe

Welche meine Leinwand spannt?

Fransig flochten viele Fäden

Aus den langen schrägen Strichen

vieler ungemalter Farben

- heute deutlich ausgeblichen -

ein doch simples schlichtes Bild,

schon vergilbt.

Denn was ist das groß ersehnte

lebenstief und hochgelehnte

wild waltende Streben?

Wie bei jedem Menschenkinde

wunderlich und wunschentzündet

einfach nur:

zu leben.

 

Ware oder Wahrheit

 

Du willst jeden Tag doch wissen

was vor sich geht zu unsrer Zeit

was windelweich und vollgeschissen

deine Zeitung prophezeit

Mein ganzer Magen hat verstanden

was mein Hirn noch gar nicht weiß.

All das Hebeln und das Bandeln

hat einen ehrlich hohen Preis:

der Verschleiß

an der Menschheit, ihrem Handeln

weltenweit

Luxus, Image, Pensum, Zaster,

all die heimlich süßen Laster

drehn das Rad, das aus den Fugen

Lug, Trug und Versuchung flucht.

Um welche Botschaft wird gezockt?

was hat dich heut wieder geschockt?

Wo hört mal endlich auf der Streit?

Wahre rare Kostbarkeit.

 

Die Liebe deines Lebens

 

Ich will die Liebe deines Lebens sein,

so zart, so fein, so ungemein

verzückend, nicht allein beglückend

ich will dein Freudenbrunnen sein

ersprießlich süß ergießen

den Lebenssaft, den süßen

wir trinken ihn wie Wein

Ich bin dein Lohn, den jede Arbeit bringt

ganz hohnlos in die Tasche springt

dich stolz bereichert, kostbar macht

und stets voll unbedrückter Last

liquid an Liebe nie versiegt

Ach wie ich lieg

in meinem Bett

wie räkel ich mich müde

der Traum vom Leben glänzt sich fett

ganz speckig, ich betrüge

mich selbst, die heldenhafte Welt

die Liebe und die Güte

Es wird so grell

ich blende mich

ich renne, hetze, kriege

den schweren Atem nicht heraus

die unerbrachten Taten

graben mit hartem Spaten

an meiner letzten Würde

 

Der Käfer

 

Ein Käfer auf der langen Bank

er fühlt sich elend, fühlt sich krank

war er so hoch geflogen

am duftig blauen Himmelszelt

dacht er, er hat die ganze Welt

in seinen Bann gezogen

Nun krabbelt er

erschöpft umher

bedächtig wird er munter

und denkt: in meinem Flügelschild

bin ich ja auch ein Spiegelbild

dem Himmel; nur noch bunter.