Texte
Bärengedicht
"Das Leben ist kein Honiglecken", sagt schwermütig der Bär.
Und wenn er senkt so hin und wieder im Dämmerlicht die Augenlider
dann träumt vom Tanzen er mit andern, vom Streifen, weit durch Wälder Wandern
wie Flüsse fischreich sich ergiessen, von blütenvoll so reichen Wiesen...
„Was mach ich denn schon wirklich recht? Was soll das alles, jetzt mal echt?
Ich mach mein Ding rein instinktiv - doch wohl das Meiste ich verschlief.“
„He Brummer“, hört fix er die Maus, "was geht bei Dir, was rotzt Du raus?"
Du musst nicht wuseln, wirst nicht gefressen
wohl dem, dem es möglich, sich selbst zu vergessen."
2019
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Käfergedicht
„Ich weiß nicht was ich bin, ich mach nicht großen Sinn,“
sagt das Insekt ganz weise, „nur Unrat ich verspeise.
Die andern kennen ihre Pflicht, sie bauen, sammeln, putzen
sind von besondrem Nutzen... bin ich ein ungewichtig Wicht!
Find schön was andre ekelt, find toll woran man mäkelt
weil es nicht hip ist oder bunt - vielleicht nicht mal gesund.
Hat es denn einen Wert, dass all das mich nicht schert?"
Im Sternenlicht von ganz weit oben geht es entang zum nächsten Mist
Es wirkt zwar allentweil verschroben, doch braucht es nicht Vergleich noch List.
2019